Im März diesen Jahres haben die Anwohner der Þjórsá einen offenen Brief zum Kraftwerksthema in der Landwirtschaftszeitschrift Bændablaðið veröffentlicht.
Nachfolgend die Übersetzung des Briefes:
Mehr als 1000 Jahre sind
vergangen, seit die Landnehmer ihren Fuss an das verheissungsvolle
Ufer der Þjórsá gesetzt haben. Doch nun ist die Flussregion
bedroht. Ein Teil des isländischen Volkes glaubt, dass die Kraft der
Þjórsá die Lebensqualität der Einwohner verbessert, wenn man sie
zähmt und zur Stromherstellung nutzt. Es geht dabei um drei
Wasserkraftwerke an der unteren Þjórsá, das Urriðafossvirkjun in
Mündungsnähe, dahinter das Holtavirkjun und weiter oben das
Hvammsvirkjun.
Wir unterzeichnenden
Landwirte an den Ufern der Þjórsá möchten auf folgende Tatsache
hinweisen: im projektierten Gebiet der Þjórsá befinden sich
ausgesprochen mächtige Vulkane, Hekla, Tungnafellsjökull und
Bárðarbunga. Im Fall einer Naturkatastrophe im Bereich der Þjórsá
und der Tungnaá sind folgende Kraftwerke gefährdet:
Búrfellsvirkjun 270 MW
Sultartangavirkjun 120 MW
Hrauneyjafossvirkjun 210 MW
Sigölduvirkjun 150 MW
Búðarhálsvirkjun 95 MW
Vatnsfellsvirkjun 90 MW mit
Kvíslaveitum
Das sind 935 MW von den
insgesamt 1893 MW, die die Wasserkraftwerke des Energieversorgers
Landsvirkjun in Island produzieren. Mit einer Kraftwerksnutzung des
unteren Teils der Þjórsá wächst die Gesamtproduktionsmenge der
Wasserkraftwerke auf 2183 MW. Davon stammen 1225 MW oder 57% der
Energiemenge, die Landsvirkjun aus Wasserkraft gewinnt, aus dem
Einzugsgebiet der Þjórsá.
Landsvirkjun zieht etwa 97
Prozent seiner landesweiten Energieausbeute aus der Wasserkraft.
Wenn die Projekte realisiert
werden, entstehen im Flusslauf der Þjórsá drei Talsperren. Sie
zerschneiden blühende Landschaften an beiden Ufern, wo derzeit
ertragreiche Landwirtschaft betrieben wird. Bei den Talsperren
handelt es sich um riesige Reservoire, die dort, wo sie sich an den
Ufern ausbreiten, viel Mutterboden und Land schlucken. Wiesen und
Weiden werden unter Wällen und im Wasser verschwinden. Es ist
beispielsweise geplant, dass für die unterste Talsperre
1,5 Millionen Kubikmeter
Erdreich beseitigt werden, um den Urriðafoss zu stauen. Dieses
Material wird auf die an den Fluss angrenzenden Ortschaften verteilt.
Während der Betriebszeit der Kraftwerke muss mit gewisser
Regelmässigkeit der angeschwemmte Bodensatz, wie etwa
Gletscherschlamm, aus den Talsperren oberhalb der Staumauer
ausgebaggert werden, denn das Material, welches der Fluss aus dem
Hochland mitbringt, sinkt in der Talsperre zu Boden. Bei der Menge
dieses flüchtigen Materials, welches anschliessend auf den
angrenzenden Ländereien verteilt wird, handelt es sich um Millionen
von Kubikmetern. Die Talsperren entstehen alle in einem
Erdbebengebiet, wo das Land weitläufig von Rissen zerteilt ist, die
aus alten Erdbeben stammen.
Durch den Bau der Kraftwerke
an der unteren Þjórsá wird sich die Durchflussmenge des Flusses
auf langen Strecken unterhalb der Staudämme von derzeit 340-360
Kubikmeter pro Sekunde auf 10 Kubikmeter pro Sekunde verringern. In
dem viele Dutzend Meter breiten Flussbett, welches 2000 Kubikmter pro
Sekunde fasst, wird dann kaum noch Wasser fliessen. Der Urriðafoss
gehört zu einem der Gebiete, wo das Wasser verschwinden wird. Er ist
Islands wasserstärkster Wasserfall und bedeutend für die Natur des
Bezirks. Man kann ihn leicht erreichen, denn er liegt an der Brücke
über die Þjórsá, weniger als einen Kilometer von der Ringstrasse
1 entfernt.
Durch eine Stauung der
unteren Þjórsá sind fast alle Fischarten im Flussgebiet bedroht.
Seit der letzten Umweltverträglichkeitsstudie aus den Jahren 2001
und 2002 hat sich die Lachswanderung verstärkt, Laichplätze und
Kinderstuben haben sich vervielfacht. Der Fischertrag an der Þjórsá
konnte nach und nach gesteigert werden. Im Jahr 2010 wurden mehr als
9000 Lachse dort gefangen, was etwa 17 Prozent des gesamten
Wildlachsfangs in Island ausmacht.
Man hört nun von
Gegenmassnahmen, um das Ökosystem zu retten, doch ist nicht klar,
wie diese wirken. Wenn die Talsperre sich rasch füllt, was in jedem
Jahr oft passiert, wächst der Durchfluss auf bis zu 1000 Prozent und
kann genauso schnell wieder abfallen. Die
Überlebenswahrscheinlichkeit von Fischlaich und Brut dürfte unter
diesen Umständen nicht besonders hoch sein. Sie werden bei Flut aufs
Trockene gespült und verbleiben dort, wenn der Wasserspiegel wieder
sinkt. Es scheint nun aber, als ob die vagen Gegenmassnahmen des
Bauherrn sämtliche möglichen Probleme aus der Welt schaffen
sollen. Gleichwohl konnte bislang nicht gezeigt werden, dass die
angebotenen Massnahmen auch Erfolg zeigen. Vielmehr muss erst
bewiesen werden, dass die angekündigten Lösungen auch zuverlässig
sind. Die geringste Abweichung kann weitreichende Konzequenzen haben
und der Fischpopulation des Flusses langfristig Schaden zufügen.
Landsvirkjuns Management hat
sozusagen zugegeben, dass das Unternehmen nicht in der Lage ist, das
Ökosystem der Þjórsá in einem Zustand zu erhalten, dass Fische
dort gedeihen können. Dies hat das Unternehmen getan, indem es sich
bereit erklärt, die Angelrechte am Fluss aufzukaufen.
Im Jahr 1991 war wegen der
negativen Auswirkung der Landsvirkjunprojekte am Búrfell und
Hrauneyjarfoss auf die Þjórsá ein Fischkanal am Wasserfall Búða
konstruiert worden. Oberhalb des Búða befinden sich gute
Laichgründe und genügend Nahrung für die Brut. Der Lachs laicht
nun in einem neuen Gebiet oberhalb des Búða, und in den beiden
letzten Jahrzehnten hat die Lachswanderung zugenommen, sowohl in der
Þjórsá als auch in ihren Zuflüssen, wie den Minnivallarlæk, der
Þverá, Sandá/Hvammsá und der Fossá. Die geplante Talsperre des
Hvammsvirkjun wird etwa 68 Prozent dieser Fischgründe oberhalb des
Búða stören, wird mögliche Wanderwege der zum Meer strebenden
Lachse zerschneiden, sowie bisher unbekannte Auswirkungen auf die
ansässigen Populationen der Forelle und des Saiblings haben.
Im vergangenen Jahrzehnt
schickte das Parlament Alþingi den gesetzlich fixierten
Energierahmenplans auf den Weg, der eine Menge Geld gekostet hat. In
diesem ganzen Prozess war stets Grundvoraussetzung und Ausgangspunkt
der Projektarbeit gewesen, dass die Kraftwerke auf keine Weise die
Lebensbedingungen der Wanderfische im Fluss einschränken dürften.
Die Kraftwerksideen an der unteren Þjórsá wurden daher stets mit
der Einschränkung vorangetrieben, dass die Fischpopulation nicht in
Gefahr gebracht werden dürfe.
Allgemein bekannt ist, dass
alle unabhängigen Fischexperten einhellig der Meinung sind, dass die
negativen Auswirkungen von Kraftwerken an der unteren Þjórsá auf
die Meeresforelle und den Lachs durch keine Gegenmassnahme verhindert
werden kann. Daher muss von Politikern und Landsvirkjuns
Unternehmensleitung gefordert werden, die vorliegenden sachlichen und
fachlichen Informationen zu den grossen und dauerhaften Umweltschäden
berücksichtigen, die Kraftwerke an der unteren Þjórsá verursachen
würden. Es reicht hier nicht, ein kurzfristiges Ziel zu verfolgen.
In den vergangenen 10 bis 15
Jahren waren den Landwirten entlang der Þjórsá die Hände
gebunden, was die Verfolgung von Betriebszielen und geplantem Aufbau
betrifft, ganz gleich ob es um Landwirtschaft, Zucht,
Lebensmittelherstellung oder Tourismus ging, denn die
Kraftwerksprojekte und ihre Auswirkungen blieben ungewiss, und weder
Staat noch Landsvirkjun lieferten Informationen.
Viele Anwohner haben
Interessen zu wahren, weil das Land entlang der unteren Þjórsá
wertvoll ist. Diese Parteien verlangen, dass das Land durch die
Kraftwerke nicht entwertet wird. Die Wurzeln der Ideen um das
Hvammsvirkjun, Holtavikrjun und Urriðafossvirkjun reichen zurück zu
Politikern, die glaubten, dass Schwerindustrie eine Gesamtlösung für
das Volk in diesem Lande ist.
Wir sollten mit der Natur
des Landes respektvoll umgehen und Mässigung in der Nutzung seiner
Resourcen walten lassen. Lasst uns auf die kommenden Generationen
Rücksicht nehmen und ihnen zugleich ein gutes Beispiel sein.
Jón Árni Vignisson und
Erna Gunnarsdóttir, Skálmholt
Guðmunda Tyrfingsdóttir,
Lækjartún
Kristjana Ragnarsdóttir und Örn Ingvarsson,
Sauðholt
Renate Hannemann und Arnar Jónsson,
Herríðarhóll
Sverrir Kristinsson, Gíslholt
Oddur Bjarnason
und Hrafnhildur Ágústsdóttir, Stöðulfell
Tryggvi
Sveinbjörnsson, Heiða
Bjarni Gunnlaugur Bjarnason,
Skeiðháholt
Þórbergur Hrafn Ólafsson, Forsæti 1
Ágúst
Valgarð Ólafsson und Kolbrún Berglind Grétarsdóttir, Forsæti
3
Ólafur Sigurjónsson, Forsæti 5
Sturla Þormóðsson,
Fljótshólar
Albert Sigurjónsson, Sandbakki
Axel Páll
Einarsson und Elísabet Thorsteinsson, Krókur
Sævar Örn
Sigurvinsson und Louise Anne Aitken Arabær
Bragi Ásgeirsson und
Petra Nicola Deutrid Selpartur
Sigríður Kristjánsdóttir,
Grund
Aðalheiður Kr. Alfonsdóttir, Ferjunes 2
Guðfinnur
Jakobsson, Skaftholt
Valgerður Auðunsdóttir und Guðjón
Vigfússon, Húsatóftir 1
Ástrún S. Davidsson og Aðalsteinn
Guðmundsson, Húsatóftir 2
Erlingur Loftsson, Sandlækur 1
Elín
Erlingsdóttir, Sandlækur 2
Sigrún Bjarnadóttir,
Fossnes
Úlfhéðinn Sigurmundsson, Hagi
Sveinn Sigurjónsson,
Galtalækur 2
Svanborg R. Jónsdóttir, Stóri-Núpur
Kristinn
Marvinsson, Miðhús
Veiðifélag Kálfár